Die standardmäßige SAP-Karriere verläuft meist gleich: vom Berufseinsteiger als Junior oder Trainee zum Senior oder Experten auf seinem Fachgebiet. Danach stellt sich für viele die Frage, ob sie in die Linie gehen und disziplinarische Verantwortung übernehmen. Wer Verantwortung nicht scheut, Spaß an anspruchsvollen Projekten hat, aber lieber auf die Führungsverantwortung verzichten will, dem bietet sich im Projektleiter eine spannende Rolle.
Die Einführung von SAP sowie die laufende Anpassung des betriebswirtschaftlichen Systems umfasst ein großes und weitreichendes Aufgabenspektrum, das Unternehmen und ihre Dienstleister oftmals für lange Zeit zusammenbringt. Eine herausfordernde Aufgabe kommt dabei dem Projektleiter zu.
Der Projektleiter ist für den erwünschten Projekterfolg von zentraler Bedeutung. Dabei nimmt er zahlreiche Rollen ein: Er plant und steuert die Projekte und kontrolliert ihren Fortschritt. Sein Kompetenzprofil muss deshalb höchsten Ansprüchen genügen: Neben den Grundlagen des Projektmanagements sowie der Beherrschung der zumeist agilen Methoden und Werkzeuge bringt der Projektleiter auch allgemeines Managementwissen sowie produktspezifisches Know-how ein. Doch er ist nicht nur fachlich gefragt. Weil Projektarbeit weit über das „Nine-to-five“-Zeitschema hinausgeht, muss er über Ausdauer und Belastbarkeit verfügen. Umso mehr wenn die verschiedenen Ansprechpartner im Ausland sitzen und über Zeitzonen hinweg konferiert wird. Ihn zeichnet aus, dass er Probleme frühzeitig erkennt, unvorhersehbare Situationen richtig einordnet und Reibungsverluste schnell in den Griff bekommt. Projektmanagement ist also immer auch Risiko- oder Chancenmanagement. „Wer die drei magischen Faktoren Kosten, Termine, Leistung verinnerlicht, ist schon beinahe am Ziel. Die Zufriedenheit aller Stakeholder macht dabei den Unterschied.“, sagt Ralf Breitenfeldt, Personalberater und Geschäftsführer allfield.
Neben der methodischen Kompetenz zeichnet sich der Projektleiter auch durch soziale Fähigkeiten aus. Als Schnittstelle zwischen Kunde, Management und Mitarbeiter muss er Konflikte austragen und kooperativ führen können. Über den Projekterfolg entscheidet, wie gut der Projektleiter kommuniziert und wie gut es ihm gelingt, ein starkes Team zu bilden und über die gesamte Projektdauer zu motivieren. Belastbares Englisch ist dabei die Voraussetzung, um bei internationalen Projekten zu moderieren.
Gegenüber seinem Auftraggeber ist der Projektleiter berichtspflichtig, gegenüber seinem Team disziplinarisch nicht weisungsberechtigt. Die Personalverantwortung liegt bei den Vorgesetzten der für das jeweilige Projekt zusammengesetzten Teammitglieder. Können Projektleiter nicht aus eigenen Reihen rekrutiert werden, müssen externe Projektleiter berufen werden.
Damit Projekte von Erfolg gekrönt sind, sollte der Projektleiter unbedingt in die Vorbereitung einbezogen werden. Hier konstituiert sich der Lenkungsausschuss, der gemäß Kundenauftrag den Projektumfang festlegt, Meilensteine definiert und den Personalbedarf ermittelt. In Kenntnis der „politischen Verhältnisse“ insbesondere in Großprojekten kann der Projektleiter dafür sorgen, dass Spannungen frühzeitig abgebaut werden. Zudem ist es von großem Vorteil, wenn durch aktive Beteiligung des Projektleiters in der Planungsphase klar zwischen Muss- und Kann-Zielen unterschieden wird. Dem Projektleiter ist stets daran gelegen, dass Zeitplanung und Kostenschätzung nicht unrealistischen Erwartungen folgen. Er achtet darauf, dass Entscheidungsabläufe definiert sind und für Notfälle ein Vertreter nominiert wird. Sind diese Voraussetzungen geklärt, können Ressourcen mobilisiert werden: Der Startschuss fällt. Zusammen mit seinem Team steigt der Projektleiter in die Blueprint-Phase ein und definiert im Rahmen eines Audits den Status quo. Nachdem die Neuprogrammierung spezifiziert ist und Rollen sowie Berechtigungen definiert worden sind, dreht sich alles um Change Management: Wie gehen wir mit Änderungen um? Ist das Blueprint abgenommen, kann die Realisierungsphase beginnen. Weil bei der Integration einer neuen Lösung stets Prozesse angepasst werden müssen, ist mit Widerständen zu rechnen. Erfahrene Projektleiter greifen hier entschieden ein und erläutern Anwendern zum Beispiel, welchen Mehrwert die Veränderung konkret für sie bedeutet. Beim Change Management kommt dem Projektleiter also eine wichtige Aufgabe zu: In kritischen Phasen behält er einen kühlen Kopf und besitzt die Fähigkeit, eskalierende Probleme angemessen zu lösen. Trotz solcher Beeinträchtigungen bleibt der Projektleiter fokussiert auf das Projekt, dessen Fortgang er dank rollierender Feinplanung und Fortschrittskontrolle minutiös steuert. Durch professionelles Controlling behält er das Budget sowie entstehende Kosten im Blick. Dabei bedient er sich eigens dafür entwickelter Werkzeuge. Durch Zugriff auf solche Tools, die Gesamtprojekte in plan- und steuerbare Teilprojekte aufteilen, kann der Projektleiter alle Aufgaben strukturiert überwachen und in kritischen Phasen gezielt eingreifen. Im regelmäßigen Turnus berichtet er dem Lenkungsausschuss, ob Meilensteine erreicht und sich das Projekt im Rahmen des Kapazitäts- sowie Investitionsbudgets bewegt.
Zusammenfassend kann man sagen: Das Tätigkeitsfeld des Projektleiters ist spannend und anspruchsvoll zugleich. Umso mehr vor dem Hintergrund von Digitalisierung, modernster Technologien und agiler Methoden. Auch die Karriereoptionen sprechen für sich: Bei Dienstleistern steigen Projektleiter oft zum Team- oder Programmmanager auf. Auch in Anwenderunternehmen sind die Perspektiven gut: Projektleiter werden dort auf interessante Positionen in Fachabteilungen berufen. Nicht zuletzt haben sich viele CIOs vor ihrer steilen Karriere zunächst als Projektleiter bewährt. So wundert es nicht, dass Projektleiter im SAP-Umfeld zu den am besten verdienenden IT-Experten zählen.